Liebe Schützenbrüder, liebe Familien und Freunde unserer Schützen,

in Korschenbroich wird das Brauchtum groß geschrieben. Dass dies ausgerechnet zu Pfingsten einen feierlichen Höhepunkt erreicht, ist sicher kein Zufall. Es hat zu tun mit den Lebens- und Arbeitsgewohnheiten unserer Vorfahren, die noch weitgehend bestimmt waren von dem bäuerlichen Wirtschafts- und Arbeitsrhythmus und von dem kirchlichen Fest- und Heiligenkalender. Die wachsende und reifende Saat auf den Äckern, die gedeihende Frucht an den Obstbäumen war die Lebensgrundlage der Menschen im Ort, und so war es in alter Zeit üblich, in Bittprozessionen um das Pfingstfest herum für gutes Wetter zu beten. Mit dem Herrn Jesus Christus, gegenwärtig in der Brothostie, vom Priester getragen in der Monstranz, machten sich die Korschenbroicher nach der Messfeier am Montag nach Pfingsten auf den Weg durch den Ort und die Felder, um den Segen Gottes zu erbitten. „Gottestracht“ nannte man diese Pfingstprozession am Pfingstmontag, die wohl den Ursprung des Schützen- und Heimatfestes „Unges Pengste“ bildete und auch heute noch in überlieferter Weise gefeiert wird.

Die Bitte um gutes Wetter begleitet die Schützenbruderschaften auch in unseren Tagen, steht und fällt doch jedes Fest durch das Wetter. „Die Korschenbroicher machen ihr Wetter selbst“ – so lautet ein selbstbewusstes und geflügeltes Wort der Einwohner und Schützen, das sich bestimmt auch auf die jahrhundertealte Bittprozession beziehen lässt. Nach wie vor ist das gute Wetter wichtig für das Gedeihen unserer natürlichen Ressourcen, so dass mit den Bittgängen und der Korschenbroicher Pfingstprozession deutlich wird: die Kirche ist eine pilgernde und bittende Gemeinschaft, die sich der Nähe Gottes immer wieder vergewissert und sich daher stärken lässt von den Gaben des Heiligen Geistes, der im Mittelpunkt des kirchlichen Festes steht, fünfzig Tage nach Ostern.

Der Heilige Geist wird von Jesus selbst als „Beistand“ bezeichnet. Wir gehen also nicht alleine und ohne Gottes Wegbegleitung in unserem Leben – so war und ist das Fest immer eine Stärkung im Glauben und in der Gemeinschaft mit Gott und untereinander.

 

Prozession 1950
Prozession 2000
Prozession 2011

 

Der biblische Bericht erzählt, dass der Heilige Geist in Feuerzungen auf die Jünger herabkam und bewirkte, dass das Reden und Verstehen in allen Sprachen möglich wurde. Neben den Feuerzungen und dem erfrischenden Sturm, jeweils aus dem Bilderschatz der Natur entlehnt, taucht auch die Taube als Symbol des Heiligen Geistes auf – ebenfalls dem biblischen Zeugnis der Geistsendung bei der Taufe Jesu im Jordan entnommen. Vielfach findet sich diese Symbolik in unseren Kirchen, in der Paramentik (Messgewänder) oder in Ausschmückungen. Die liturgische Farbe Rot, die an Pfingsten verwendet wird, veranschaulicht das Feuer des Geistes, das in den Gläubigen entfacht werden soll.

So ist das Brauchtum zu Pfingsten kein folkloristisches Kolorit unseres Ortes, sondern das sichtbare Wachhalten eines Bewusstseins dafür, dass der Mensch nicht alles vermag, dass er sich bittend und betend an Gott wenden kann, der uns beisteht in schwierigen Lebensabschnitten wie auch in der Freude eines Festes. Die Korschenbroicher Schützenbruderschaften haben es sich seit ihrem Bestehen zur Aufgabe gemacht, dieses Tun nicht aufzugeben und die Glutnester des Glaubens in unserer Zeit und in unserem konkreten Ort zu erhalten und zu neuem, be-geisternden Feuer zu entfachen. Dafür wünsche ich allen Geist und Segen, vor allem die Stärkung durch die feiernde Gemeinschaft zu „Unges Pengste“.

Mit frohen Grüßen

Euer/Ihr Präses Marc Zimmermann