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Wie „ein gemütlicher Volksstamm“ feiert

Was das Sonntagsblatt vor mehr als 100 Jahren über Unges Pengste schrieb

„Das Dorf Korschenbroich, das alte Kursmec oder Kirsmic, ist als eine sehr alte Ansiedlung zu betrachten, zu welcher Annahme auch schon die Millendonk berechtigt, welche sich schon durch ihren Namen als eine Donk im alten Mühlgau charakterisiert, also auf die älteste fränkische Zeit hinweist. Ohne jedoch Bild von Unges Pengste 1934hier näher auf die Geschichte des Dorfes einzugehen, heben wir nur hervor, dass bis heute noch hier ein gemütlicher Voksstamm ansässig ist, der wie in wenigen anderen Ortschaften in sich geschlossen dasteht, bei dem das familiäre ,Unter uns‘ stets hochgehalten wurde, weshalb auch kein Zuzug von Außen fremde Elemente einführen konnte. Von Korschenbroich kann man deswegen auch mit Recht behaupten, dass die ganze Gemeinde gleichsam eine große Familie bildet. Was ist da natürlicher, als dass die Bevölkerung an den von den Vorfahren überkommenen Sitten und Gebräuchen festhält! Die Anhänglichkeit und Liebe zur Heimat und zum häuslichen Herd ließ sich das Althergebrachte vom vernichtenden Geist der Neuzeit noch nicht rauben. So erhält sich hier ungeschwächt der Sinn für das Volkstümliche, für Aufzüge und Schützenfeste, Vogelschießen und fröhliche Kirchweihfeste.“

Mag die Sprache, die der Verfasser J. Pitsch zum Ende des 19. Jahrhunderts im Gladbacher Sonntagsblatt bei der Beschreibung des Korschenbroicher Schützenwesens wählte, nach heutigen Begriffen auch ein wenig blumig erscheinen, aber: Ist da nicht auch heute noch etwas Wahres dran? Natürlich. Dennoch braucht sich kein Korschenbroicher an den Kopf werfen zu lassen, er hänge altvorderen Heimatgefühlen nach. Wohl deshalb auch nimmt das Korschenbroicher Bruderschaftswesen in einer Zeit, die durch Technik und Fortschrittseifer so kühl geworden zu sein scheint, eine so hervorragende gesellschaftliche Stellung ein. Wie anders wäre es möglich, dass der stellvertrende Landrat des Rhein-Kreises Neuss und langjährige Landtagsabgeordnete, Hans-Ulrich Klose, als einfacher Schütze im Regiment mitmarschiert? Wie anders ließe sich die Hilfsbereitschaft von Stadt und Bevölkerung deuten, die die Bruderschaften in vielfacher, auch in finanzieller Hinsicht unterstützen? Ein sechsstelliger Betrag muss alljährlich zur Finanzierung von „Unges Pengste“aufgebracht werden.

„Unges Pengste“ in Korschenbroich zählt zu den größten und schönsten Schützenfesten am linken Niederrhein. Unges heißt unser, und das sagt schon etwas von dem aus, was 300 Jung- und 700 Altschützen immer wieder bewegt, mitzumachen: nicht nur beim Feiern, sondern vor allem dort, wo Hilfe gebraucht wird. Weit über eine Million Euro brachte die von den Schützen unterstützte Kinderdirekthilfe Korschenbroich in den vergangenen 15 Jahren für die Straßenkinder von La Paz auf. Auch 2011 wird wieder gesammelt – für Pfarrer Josef Neuenhofer und seine Straßenkinder.

Beim Bemühen, auch Neubürger ins Bruderschaftsleben einzubeziehen, sind die Korschenbroicher recht erfolgreich. Beispielhaft ist der „Hypo-Zug“, zu dem sich vor mehr als zwanzig Jahren Neu-Korschenbroicher aus dem „Hypothekenviertel“ Trietenbroicher Feld zusammenschlossen. An den Pfingsttagen können sich alle Gäste – Bis zu 50 000 werden erwartet – im Festzelt zu Hause fühlen, denn die Korschenbroicher sind gerne bereit, von ihrem Heimat- Gefühl abzugeben und Fremde als Freunde willkommen zu heißen. Dann heißt es an der Theke: „Drenk doch ene mött.“  Gut und gerne 75 000 Glas Bier werden während der fünf Festtage ausgeschenkt.


Freundliche Schützen überall!