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Über die Fahnen der Bruderschaft Die Verwendung von Fahne bei den Bruderschaften ist dem militärischen Gebrauch entlehnt. In den frühen Zeiten war es die auf Seide oder Damast gemalte Tuchfahne. Erst zu Ende des 19. Jahrhunderts kamen gestickte Fahnen allgemein auf. Für die St.-Sebastianus-Bruderschaft ist die letzte gemalte Fahne im Jubiläumsjahr des 400-jährigen Bestehens 1904 angeschafft worden. Diese Tuchfahne wurde laut Zeugenaussage 1982 anlässlich der Kirchenrenovierung bei den Aufräumarbeiten in der Sakristei der Altkleidersammlung zugeführt.1930: Fahnengruppe mit Wilhelm Siegers, Peter Huppertz und Wilhelm Hennen, dahinter König Heinrich Bergheim

Im Jahre 1935 wurde die jetzt noch im Gebrauch befindliche grüne, gestickte Fahne angeschafft und auf Pfingstmontag gesegnet und ihrer Bestimmung übergeben. Sie wurde – wie sich Bremer zurückhaltend ausdrückt – „mit einem nationalem Wimpel versehen“, was nichts anders als ein Hakenkreuzwimpel gewesen ist. Dies war anscheinend auch der einzige Tribut an die nationalsozialistischen Machthaber.

Symbolisch spricht diese Fahne nämlich eine andere Sprache. Auf der Hauptseite findet sich die Darstellung des Hl. Sebastianus mit dem Namenszug der Bruderschaft und dem Gründungsjahr 1504. Neben dem Wappen des Aachener Bischofs Dr. Vogt wurde auch das Wappen von Papst Pius XI. abgebildet.

Die Fahne zeigt in ihrer Symbolik die Grundeinstellung und innere Verfassung der Bruderschaft auf. Die Rückseite ist eher schlicht gehalten und trägt neben dem Wappen der Rheinlande den Wahlspruch „Gott zum Lob, dem Vaterland zur Wehr – Halt stets hoch deine Schützenehr“.

 

 

Präsident Peter Knepperges bei der Fahnenweihe am Pfingstmontag 1935Die Jubiläumsfahne zum 475-jährigen Bestehen im Jahre 1979 ist in ihrer Symbolik noch ganz geprägt von der kommunalen Neugliederung des Jahres 1975. Auf der samtenen Hauptseite prangt groß das historische Wappen der alten Gemeinde Korschenbroich. Auf der Rückseite finden sich das Bildnis des Hl. Sebastianus mit dem Kreuz-Pfeil-Symbol des Bundes der Historischen Deutschen Schützenbruderschaften in den vier Ecken.

Im Jubiläumsjahr ihres 500-jährigen Bestehens wird die Bruderschaft nun wiederum eine neue Fahne der Bestimmung übergeben. Diese lehnt sich in ihrer Symbolik der Fahne aus dem Jahre 1935 an. Auch wenn dies nicht wörtlich auf der Fahne steht, so spiegelt sie die Leitideale der christlichen Bruderschaften „Für Glaube, Sitte und Heimat“ wieder.

Auf der Hauptseite stehen die Wappen von Papst Johannes Paul II. und des Aachener Bischofs, Dr. Heinrich Mussinghoff, sowie der Hl. Sebastianus für die Ideale „Glaube und Sitte“. Die Umrankung in Eichenlaub soll die Treue zu diesen Idealen versinnbildlichen.

Die Rückseite zeigt eine aktuelle Dorfansicht mit dem Kirchturm von St. Andreas in der Mitte. Dies soll zeigen, dass „Heimat“ auch heute nichts an Aktualität für die Bruderschaft verloren hat und auch hier die

Kirche bei allen Bestrebungen im Mittelpunkt stehen soll. Die Umrankung mit Hopfengrün weist zum einen darauf hin, dass Korschenbroich vor Zeiten ein Dorf mit über zwanzig Brauereien war. Zum anderen sollte auch nicht unerwähnt bleiben, dass die Korschenbroicher ein recht geselliges Völkchen und einem guten Bier gerne zugetan sind.

 

 

 

Als der erste Entwurf bei der Stickerei vorlag, weigerte sich diese, die vorgesehenen Wappen des Hl. Vaters und des Bischofs von Aachen ohne entsprechende Präsident Peter Knepperges bei der Fahnenweihe am Pfingstmontag 1935Genehmigung aufzubringen. In ihrem Schreiben an den Apostolischen Nuntius in Deutschland, Dr. Giovanni Lajolo, und an den Bischof von Aachen Dr. Heinrich Mussinghoff begründete die Bruderschaft daraufhin ihre Bitte wie folgt: „Die Fahne der Bruderschaft, welche im Jahre 1935 geweiht wurde, zeigt auch das Wappen des Hl. Vaters und des Bischofs von Aachen.

Dies war in der Zeit des Nationalsozialismus ein mutiger Schritt und sollte sicherlich in Form eines stillen Protestes den damaligen Machthabern die christlichen Wurzeln der Bruderschaft vor Augen führen. Aus diesem Grunde würden wir uns sehr freuen, wenn auch wir diese Tradition fortsetzen könnten, und das Wappen des Hl. Vaters und des Bischofs von Aachen auf die Fahne aufbringen und damit ein besonderes Zeichen unserer christlichen Bindung setzen dürften.“

Die zunächst vielleicht als unnötiger zusätzlicher Aufwand angesehene Beantragung der Genehmigungen erwies sich spätestens in dem Augenblick als großes Glück, als die Genehmigungen tatsächlich eintrafen. Die Fahne erhält damit einen ganz besonderen Stellenwert.

Schreiben des Apostolischen Nuntius mit Genehmigung zur Verwendung des Wappens des Hl. Vaters

Bilder

 

Bild 1:

1930: Fahnengruppe mit Wilhelm Siegers, Peter Huppertz und Wilhelm Hennen, dahinter König Heinrich Bergheim

 

Bild 2

Präsident Peter Knepperges bei der Fahnenweihe am Pfingstmontag 1935

 

Bild 3

1979: Präses Alois Müller bei der Fahnenweihe 1979 und die Fahnenoffiziere Toni Pieper, Josef Ibels und Heinrich Hennen.

 

Bild 4

Schreiben des Apostolischen Nuntius mit Genehmigung zur Verwendung des Wappens des Hl. Vaters

 

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