Vor etwas mehr als 50 Jahren hat Josef Kallenberg etwas ausprobiert, was zuvor noch nie jemand gewagt hatte: Er war der erste, der den Ketchup auf Currywürsten erwärmt hat und betrat gewisserweise Neuland. Doch die Idee kam bei seinen Imbiss-Gästen, die zuvor nur kalten Ketchup gewohnt waren, gut an – und tatsächlich werden die Currywürste, die Josef Kallenbergs Sohn Volker mit seinem Team heute in den „Curry Jupp“-Imbissbuden auf den Kirmesplätzen der Region verkauft, noch immer so zubereitet wie vor gut 50 Jahren, als sich Josef Kallenberg selbstständig gemacht hat.
Schon früh hat der gebürtige Korschenbroicher, der am morgigen Donnerstag 80 Jahre alt wird, seine Leidenschaft für den Rummel entdeckt. Der gelernte Einzelhandelskaufmann hatte zunächst als Vertreter für eine Feinkostfirma gearbeitet, die auch Schausteller mit frischer Ware belieferte und kam so mit der Kirmes auf Tuchfühlung. „Im Jahr 1966 habe ich dann meine erste eigene Bude am Bahnhof in Korschenbroich eröffnet“, erinnert sich Kallenberg, der schon vier Jahre später mit einem eigenen Stand auf der Kirmes vertreten war. Der Korschenbroicher lebt fürs Brauchtum – er war 25 Jahre lang Platzmeister, hat die Kirmes bei Unges Pengste mit der Stadt geplant und entschieden, welche Schausteller Halt in Korschenbroich machen durften. „Es haben sich immer rund 100 Betriebe beworben, weil Unges Pengste so ein beliebtes Fest ist und die Kirmes entsprechend gut besucht ist“, erzählt Josef Kallenberg, der „die Qual der Wahl“ hatte und 32 Betriebe aussuchen musste: „Mir war es wichtig, gerade bei den Fahrgeschäften auf Abwechslung zu achten.“
Das Amt des Platzmeisters hat inzwischen sein Sohn Volker übernommen. Er ist auch für die Imbissbuden – drei sind es an der Zahl -verantwortlich, die noch immer mit leuchtenden Schriftzügen „Curry Jupp“ auf den Mann hinweisen, der die Buden in den vergangenen Jahrzehnten angeschafft und den Betrieb aufgebaut hat. Noch heute packt Josef Kallenberg tatkräftig mit an, wenn es um die Kirmes geht. Außerdem ist er Mitglied im Zug „Palaverköpp“ der St.-Sebastianus-Schützen-Bruderschaft, die ihm immer viel bedeutet hat. „Brauchtum ist für mich Heimat. Ich höre heute noch am liebsten Blasmusik“, sagt der Noch-79-Jährige, der als überzeugter Borussen-Fan bis zu seinem 35. Lebensjahr Fußball beim VfB Korschenbroich gespielt hat. Seine Mannschaft gab ihm damals auch den Spitznamen „Curry Jupp“, der ihm einen extrem großen Bekanntheitsgrad verschafft hat. Die Currywurst mit dem warmen Ketchup zählt noch heute zu den Verkaufsschlagern auf den Kirmesplätzen im Rhein-Kreis Neuss und in der Region. „Einer unserer Wagen steht Karneval auch in Köln“, erzählt Kallenberg stolz. Um welche Art von Ketchup es sich genau handelt, will er nicht verraten. „Das ist ein Betriebsgeheimnis. Nur so viel: Es ist ein besonderer Ketchup.“
Seinen Geburtstag will der Korschenbroicher mit seiner Familie und Freunden feiern – und dabei sicher auch auf die vergangenen Jahrzehnte zurückblicken, die dem zweifachen Vater und Großvater viel Freude gebracht haben. „Auch wenn ich immer wenig Zeit hatte. Zum Beispiel fürs Fahrradfahren.“ Das holt Josef Kallenberg jetzt nach: Auch mit 80 Jahren ist er noch so fit, dass er sich beinahe täglich auf den Drahtesel schwingt. „Außerdem fahre ich unheimlich gern Ski“, erzählt er. Für die nächsten Monate hat er wieder einen Abstecher in die Berge geplant, um dort dann über die Pisten zu kurven.