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Warum Ochs und Esel?

Meine Krippe, die ich zuhause aufbaue, wächst Jahr für Jahr. Ein oder zwei Figuren entstehen unter den geschickten Händen eines Südtiroler Holzschnitzers im Laufe meiner Abwesenheit in einem Jahr. In diesem Spätsommer habe ich zwei ganz wichtige Zaungäste in Empfang genommen: Ochs und Esel, wie sie ja nun zur „Krippenlandschaft“ dazugehören. „Moment mal“, habe ich gedacht, „werden die eigentlich in den Evangelien genannt?“ Nein, sie werden dort nicht genannt. Aber gut, unwahrscheinlich wäre es nicht, wenn sie bei der Geburt Jesu dabei gewesen wären. Denn ein Stall ist ja vordergründig für Tiere gebaut und eine Krippe für das Futter, das sie nötig haben.

Unzählige Deutungen gibt es zum Ochsen und zum Esel: Vom wärmenden Tieratem, den sie in kalter Nacht spenden, bis zu allerlei humoristischen Erzählungen, bei denen die beiden Tiere eher menschliche Züge annehmen.

Möglicherweise hat aber doch eine biblische Aussage des Propheten Jesaja die beiden Last- und Zugtiere zur weihnachtlichen Krippe geführt: „Der Ochse kennt seinen Besitzer und der Esel die Weihnachtsgrüße vom PräsesKrippe seines Herrn; Israel aber hat keine Erkenntnis, mein Volk hat keine Einsicht.“ (Jesaja 1,3)

Ganz anders als in unserer Alltagssprache vom störrischen Esel und dummen Ochsen werden hier die Zwei als die beschrieben, die offensichtlich die Erkenntnis haben, wer ihr Herr ist. Also, die beiden Stalltiere haben Ahnung! Ich finde, wir sollten das nicht unterschätzen. Unsere Mitgeschöpfe, unsere ganze Schöpfung ist genauso auf Gott bezogen wie wir Menschen. Das kann demütig machen. Vielleicht ist das die Lektion, die wir alle gerade mühsam lernen: Wir gehören zu einem großen Ganzen, das als Ganzes existiert und auch als Ganzes gefährdet ist.

Zum Glück kommt Gott genau dahin, wo diese Welt ihre Bruchstellen hat. Er kommt in die Verlorenheit der Welt und wird ein Teil von ihr. Größere Solidarität mit Mensch und Schöpfung kann Gott uns nicht erweisen. Es ist ein tiefer Fall und ein Weg zu wahrer Größe, auf dem er uns alle mitnimmt.

 

Mit den beiden neugierig blickenden „Geburtshelfern“ Ochse und Esel wünsche ich Ihnen und Euch, Euren Familien und allen, mit denen Ihr verbunden seid: Frohe und gesegnete Weihnachten!

 

Ihr und Euer Marc Zimmermann, Präses und Pfarrer an St. Andreas, Korschenbroich