Hans-Hermann Reicharz erzählt…
Geboren am 28.02.1936 in Korschenbroich (Trietenbroich) und aufgewachsen. Bevor die Eltern auf den Finkenweg zogen, wohnte die Familie von 1949 bis 57 in Raderbroich.
Der gelernte Kupferschmid, Klempner und Installateur war u.a. 10 Jahre Verkaufsfahrer für Fleisch und Wurstwaren bei der Firma Spar in Kleinenbroich. Darüber hinaus machte er sich einen Namen auf dem Düsseldorfer Markt. Stolze 24 Jahre verkaufte er dort nicht nur frischen Fisch sondern auch selbstgemachte Salate mit seiner Ehefrau Marlene, mit der er seit 51 Jahren verheiratet ist und 3 Kinder hat. Goldene Hochzeit wurde im August 2011 im Kreise von vielen Freunden und der Familie gefeiert. Nur die Liebe zum Brauchtum und zur Musik hält schon 9 Jahre länger an.
„Das erste Mal“
1952 gründeten 14 junge Männer aus Raderbroich den Schützenzug „Raderbroich“. Mitten unter Ihnen auch Hans-Hermann. 1952 war dann auch das Jahr, in dem die „Joonges“ dann das erste Mal auf „Unges Pengste“ dabei waren. Nur vier Jahre später(1956) zeigten die „Raderbroicher“ das sie auch Residenzen bauen können-als Ministerzug bei Minister Herbert Döhmen.
1957 entdeckte Hans-Hermann seine Leidenschaft für das Fanfarenkorps Korschenbroich, das 1956 gegründet wurde. Von seinem damaligen Ausbilder (Josef Jörgens) lernte er die Blas- und Trommelmusik von der Pike auf. Seine Dankbarkeit gegenüber Josef war während des Interviews deutlich zu spüren.
Bei unzähligen Auftritten sammelte Hans-Herrmann Erfahrung. 1966 übernahm er dann die Verantwortung als Korpsführer. Im gleichen Jahr erhielt das Fanfarenkorps die schwarzgelben Uniformen (nach Feldherrn Albrecht von Wallenstein), entworfen vom ältesten Bruder Karl Reicharz und Hans-Hermann.
In den darauffolgenden 26 Jahren leitete er das Fanfarenkorps auf ca. 300 Schützenfesten, 22 Bundeskönigsfesten und 8 Bundesköniginnentagen. Insgesamt spielte Hans-Hermann 36 Jahre aktiv im Fanfarenkorps.
„Alles, was ich von Jörgens Josef lernte, gab ich an meine Jungs weiter“, so der Vollblutmusiker mit strahlenden Augen.
Also gründete er 1966 das erste Jungfanfarenkoprs. Bis 1967 bildete er 28 junge Burschen an verschiedenen Instrumenten aus. Schon zu Ostern trat das Jungkorps auf dem Hannenplatz das erste Mal auf. „Das gesamte Fanfarenkorps“, so Hans-Hermann zu Recht sehr stolz, „hat viele Wettbewerbe gewonnen“. Er selber schaffte es sechsmal zum ersten Korpsführer. Das Bild zeigt das Jungfanfarenkorps auf Ostermontag 1967.
In dem Örtchen „Wieze“ in Belgien spielte das Fanfarenkorps, dem 1966 der Titel Bundesschützenfanfaren verliehen wurde, 15-mal auf. Auf dem dortigen Oktoberfest freundeten sich die Musiker mit den „Bückeburger Jäger“ an. Diese spielten dann zum 25jährigen Jubiläum des Fanfarenkorps in Korschenbroich auf.
Während eines Besuchs bei Generalkonsul Herden (1968) in Siegburg wurde der Entschluss gefasst, mit dem gesamten Fanfarenkorps nach New York zur Steubenparade zu reisen. Das Bild zeigt Generalkonsul Herden, Wilfried Kuhlen, Hans-Hermann und Peter Steigels (im Uhrzeigersinn).
„Das war auch mein persönliches Highlight“, so Hans-Hermann zur Aktion „Steubenparade New York 1969“. „Wir traten als Repräsentant der deutschen historischen Schützenbruderschaften auf. Die hohen Kosten für die Reise sammelte ich bei vielen Korschenbroicher Händlern und Firmen“, so der Jubilar weiter.
Das Bild zeigt das Fanfarenkorps. Ungefähr 30 Geschäftsleute begleiteten die Musiker als Sponsoren. Zur Verstärkung flog auch die Rheinische Jägerkapelle unter der Leitung von Josef Jörgens mit.
„Das waren wunderschöne 14 Tage und ein volles Programm“, so Hans-Hermann, dessen Augen bei der Erzählung funkeln. Voller Stolz berichtet er davon, dass Kardinal Kuck für die Musiker eine Messe in der St.Patrick Kathedrale las und man ihm dafür anschließend ein Ständchen spielte.
Es wurden natürlich viele Wahrzeichen der Stadt besucht, wie zum Beispiel das Empire State Building. Ein weiterer Höhepunkt war der Besuch der „Deutschland“, ein Kadettenschiff, das in New York auf Reede lag.
1974war der Hans-Hermann König der St.Sebastianus-Bruderschaft. Seine Minister waren Wilfried Kuhlen und Albert Schmitten. Die Residenz wurde am Elternhaus auf dem Finkenweg geschmückt und das Königsfrühstück fand in Trietenbroich in der Gaststätte Heinrichs statt (damals noch mit Flaschenbier).
Beim Bezirkskönigsschiessen 1974 wurde Hans-Hermann erster Ritter. Dadurch qualifizierte er sich für das Bundeskönigsschiessen in Coesfeld, bei dem er 24 von 30 Ringe erreichte.
Von 1978 bis 1996 war er Mitglied im Schützenzug „Einigkeit“. Von 96 bis heute heißt sein Zug „Frei Weg“.
Nicht nur als Musiker wurden seine vielen Verdienste mit besonderen Ehrungen ausgezeichnet. Als Schütze erhielt er unter anderen:
• Silberne Verdienstkreuz
• Hohen Bruderschaftsorden
• Sebastianus Ehrenkreuz
Seit 2005 marschiert unser Jubilar nicht mehr auf der Straße. „Aber so ganz ohne ging es nicht“, so Hans-Hermann und meldete sich für den Dienst an der Zuschauertribüne. Diese Aufgabe übernahm er dann auch für fünf Jahre.
Mit seiner Ehefrau Marlene nimmt er noch an den meisten Zeltveranstaltungen teil. Zu finden ist er dann bei seinem Schützenzug „Frei Weg“.
Wir wünschen Euch noch viele schöne Jahre!
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